Anatomie eines Naturgartens

Die Leitbilder eines naturnahen Gartens unterscheiden sich grundsätzlich von denen eines konventionellen, modernen Gartens (andere Materialien, Ästhetik, Strukturen, Pflanzen und Tiere)

  • Pflanzung einheimischer Wildpflanzen: Einjährige, Zweijährige, Stauden, Gehölze, Zwiebelpflanzen. Wenn Zuchtformen, dann Formen einheimische Arten wegen des größtmöglichem Nutzen für die Tierwelt. Auf Zucht-Hybriden möglichst verzichten. Keine reinen Zierpflanzen.
  • Robuste und altbewährte Obstsorten
  • Auf Früh- und Spätblüher achten, auch Raupenfutterpflanzen und Trachtpflanzen für Nachtfalter berücksichtigen
  • Wildrosen, wenn Zuchtrosen, dann möglichst naturnah, d.h. nicht zu stark gefüllt, Hagebuttenträger, keine sterilen Sorten (bei denen Staubfäden zu Blütenblättern umgewandelt sind)
  • Wildstrauchhecken, Wildobststräucher. Robuste, bewährte Baumarten, mit größtmöglichem Nutzen für die Tierwelt
  • Vogelschutzgehölze (Dornen), Vogelnährgehölze (Früchte)
  • Kletterpflanzen
  • Sträucher und Bäume nach Endwuchshöhe und –breite auswählen, damit möglichst kein Schnitt erfolgen muss
  • Pflanzenauswahl nach örtlichen Gegebenheiten, Berücksichtigung von Bodenbeschaffenheit (PH- Wert) und Lichtverhältnissen. Ziel: Geringer Pflegeaufwand und Wasserverbrauch, hohe Biodiversität
  • Niemals Wildpflanzen oder Wildtiere aus der freien Landschaft für das `Animpfen´ des eigenen Gartens verwenden! Dies entspricht nicht der Naturgartenphilosophie und verstößt zudem gegen geltende Naturschutzgesetze (Rote Liste- Arten)
  • Rund 1500 verschiedene Wildpflanzen (Ein- und zweijährige Pflanzen, Stauden, Gehölze und Bäume) sind inzwischen in spezialisierten Saatgut- und Wildpflanzengärtnereien erhältlich
  • Verschiedene Gartenbereiche: Sonnige Trockenstandorte/ mager, Sonnige oder halbschattige Standorte/ nährstoffreich, Schattige Standorte, Feuchte oder sumpfige Standorte, Totholzbereiche
  • Natürliche Dynamik zulassen, nicht ständig kontrollierend eingreifen, keine Aufräumaktionen im Herbst. Staudenstängel über Winter stehen lassen, Laub unter Hecken verteilen. Mit der Natur und nicht gegen sie gärtnern
  • Gezielte Entfernung bekannter  `Unkräuter´, im Gegensatz zum konventionellen Garten, indem unbekannte Pflanzen gejätet werden
  • Verzicht auf Umgraben, Gehölz- Formschnitte, Entfernung von Laub und Altholz. Kreislaufdenken – alle Pflanzenreste verbleiben auf dem Grundstück und werden wieder eingesetzt (u.a. Schutz von Kleinlebewesen)
  • Artengemeinschaften wie Hecken, Heckensäume, Wiesen, Feuchtstandorte etc. als Vorbild für die Anlage des eigenen Gartens nehmen
  • Artenvielfalt, viele unterschiedliche Pflanzenarten nebeneinander. Keine großflächige Verwendung weniger Pflanzenarten in zu hoher und unnatürlicher Pflanzdichte. Alle Pflanzengruppen sind gleichberechtigt, kein Schwerpunkt auf Bäumen und Großgehölzen
  • Keine Verwendung von Torfprodukten aus Naturschutzgründen (Moorzerstörung). Bodenverbesserung mit lokalem Kompost oder, wenn das nicht möglich ist, mit torffreier Bio-Blumenerde
  • Wiederverwendung gebrauchter Baustoffe (Recycling) und regionaler Naturmaterialien. Geländemodellierung (z.B. Wall aus Teichaushub)
  • Schaffung von nährstoffarmen (und damit weniger `Unkraut´ anfälligen) Pflanzflächen durch Verwendung von Unterboden, Kies, Schotter und Sand
  • Kleinstmögliche Versiegelung, Versickerungszonen wie Sumpfbeet, Wassergraben oder Naturteich. Offene, bewachsene Fugen, Wegeunterbau versickerungsfreundlich aus Schotter und Kies, wassergebundene Wegedecken
  • Biologisch bewirtschaften, kein Abflämmen, Verzicht auf Agro- Chemikalien, Kunstdünger und Holzschutzmittel. Gifte töten neben dem Schädling auch sämtliche natürlichen Gegenspieler. Löslicher Mineraldünger führt zu labilen, krankheitsanfälligen Pflanzen. Konventionelle Holzschutzmittel (für Zäune etc.) hindern Insekten daran das Holz als Bau- und Nistmaterial zu verwenden. Tabu ist ebenfalls kesseldruckimprägniertes Holz, dessen Chemikalien ausschwemmen und Tiere und Boden vergiften können. Die Verwendung all dieser Mittel durchbricht Nahrungsketten und stört das biologische Gleichgewicht
  • Vielfältige Eindrücke und Naturerfahrung durch Wahrnehmung der ökologischen Zusammenhänge und Jahreszeiten, Entdeckung von einheimischen Pflanzen und Tieren, und die Möglichkeit der Schaffung eines Rückzugsortes mit ungeheurer Artenfülle auf dem eigenen Grundstück

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